Stüdlihof
Das Grundstück für den Neubau der Siedlung „Stüdli“ liegt im dichten und urbanen Zürcher Stadtkreis 4, der seine heutige Prägung aus der quartierstypischen Blockrandbebauung des frühen 20. Jahrhunderts bezieht. In der einheitlichen Lesart des ehemaligen Arbeiterquartiers Aussersihl bildet das Areal zwischen Ernastrasse und Hohlstrasse eine Besonderheit, da es zwischen zwei sehr verschiedenen Strassenräumen – der vielbefahrenen und urbanen Hohlstrasse und der ruhigen Begegnungszone entlang der Ernasrasse vermittelt. Der heute bestehende Stüdliweg, der quer zu diesen beiden Strassenachsen verläuft und diese miteinander verbindet trägt zur feinmassstäblichen Verwebung des Quartiers bei und prägt mit seiner Lage entscheidend die Bebauungsstruktur auf dem Grundstück. Während der Neubau im Westen einen selbstverständlichen Übergang zu den bestehenden Gründerzeithäusern im Sinne des Quartiercharakters erlaubt, wirft die Casa d’Italia mit ihren umlaufend privaten Freiräumen im Osten die Frage nach einem angemessenen Übergang auf. Dieser komplexen städtebaulichen Situation scheint das Potential inne zu wohnen, durch das Weiterbauen der geschlossenen Baustruktur und einer spezifischen Reaktion auf den Stüdliweg eine Art Passstück zu entwickeln, das es vermag zwischen den verschiedenen Zeitzeugen zu vermitteln und eine übergeordnete räumliche Klärung herbeizuführen. In unserem Projekt gliedern wir das Grundstück entlang dreier Hoffiguren, welche sehr unterschiedlich ausgeprägt sind und spezifisch auf ihre jeweilige Nachbarschaft reagieren. Die beiden grünen Höfe im Osten und Westen bilden den Übergang zu den angrenzenden Nachbarn und führen den Charakter der im Quartier üblichen durchgrünten Höfe fort. Während der östliche Wohnhof als kontemplativer Rückzugsort für die Bewohner dient, ist der Gartenhof gegenüber der Casa d’Italia vorrangig für die Kindergartenkinder vorgesehen. Dem neuen Stüdlihof, der das Zentrum der drei Höfe bildet und den Stüdliweg diagonal ins Quartier einleitet kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Als urbaner öffentlicher Hof, verbindet er im übergeordneten Massstab den Vorplatz des neuen Polizei- und Justizzentrums mit dem öffentlichen Freiraum des Quartiers, allen voran der neuen Begegnungszone an der Ernastrasse. Hier im Zentrum der Siedlung tragen die dezent öffentlicheren Nutzungen im Erdgeschoss zu einem starken Ort für das öffentliche Leben der Siedlung bei. Hier wird gespielt, geschwätzt, grilliert, musiziert und gelacht. Ein Ort, der die Bewohner der Siedlung zusammenschweisst und die Nachbarschaft gleichzeitig dazu einlädt am gemeinschaftlichen Miteinander teilzunehmen. Gleichzeitig reagiert die Hoffigur mit ihrem Massstab auf die angrenzenden Strassenräume im Norden und Süden.